Trebnitzer Schloß-Gespräche 2016

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Die Trebnitzer Schloß-Gespräche werden, sofern nicht anders vermerkt, von Stephan Felsberg vom Institut für angewandte Geschichte e.V. (Frankfurt/Oder) moderiert und von der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung gefördert.

26. Februar 2016, 19 Uhr
Rehfelde. Ein Dorf auf dem Barnim
Buchvorstellung und Gespräch

Die wechselvolle Geschichte Rehfeldes von den Anfängen bis 1989 ist Gegenstand und Achse eines Vortrages der gelernten Historikerin Dr. Erika Schwarz und ihres Mannes, Diplomat a. D., Gerhard Schwarz. Grundlage sind die Ergebnisse einer mehr als 15-jährigen Forschungsarbeit, die beide, selbst Bürger Rehfeldes, in Buchform vorlegten. Die fand nicht nur bei den Einwohnern des Ortes, sondern auch in Kreisen der Geschichtswissenschaft Anerkennung, so dass nach etwas mehr als einem Jahr bereits eine zweite Auflage erscheinen musste.
Die Autoren bieten ihre Sicht auf große und kleine, örtliche und regionale historische Ereignisse in einer für junge und alte Leser bestimmten Darstellung. Ihre Herangehensweise unterscheidet sich merklich von Ortsgeschichten, wie sie in den letzten zwei Jahrzehnten von Hobbyhistorikern niedergeschrieben wurden. Das betrifft zum einen die Fülle des in deutschen und ausländischen Archiven aufgefundenen und verarbeiteten Materials. Zum anderen stellten die Autoren fest, dass es kaum ein nationalgeschichtlich bedeutsames Ereignis gab, das sich nicht in der Geschichte des Ortes widerspiegelte.

Referenten:
– Dr. Erika Schwarz
– Diplomat a. D., Gerhard Schwarz

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17. März 2016, 19 Uhr
Ein Vierteljahrhundert Brandenburg
Politische Bildung und die Entwicklung der Zivilgesellschaft sowie der deutsch-polnischen Beziehungen am Beispiel von Schloß Trebnitz

Gegründet 1992 verschrieb sich der Schloß Trebnitz e.V. dem Ziel, „die Selbstbestimmung und Kritikfähigkeit junger Menschen“ zu fördern. Was ist aus diesem Anliegen geworden und wie hat sich die Bildungsarbeit des Vereins seitdem entwickelt?
Zudem gilt Trebnitz mittlerweile vielen als ein erfolgreiches Beispiel zivilgesellschaftlichen Engagements und regionaler Entwicklung in den ländlichen Räumen Brandenburgs: Was bedeutet Schloß Trebnitz heute für den Ort und für die Region? Was kennzeichnet die Zivilgesellschaft vor Ort, im Landkreis Märkisch-Oderland und in Brandenburg und welche Entwicklungen haben sich hier vollzogen? Welche rechtsextremistischen oder andere destruktive Tendenzen gab und gibt es und wie begegnete man diesen in der Vergangenheit und heute? Was kann die politische Bildung hier realistischerweise leisten?

Podiumsgäste
– Manfred Stolpe, 1999-2002 Ministerpräsident des Landes Brandenburg, 2002-2005 Bundesminister für Verkehr, Bau und Wohnungswesen sowie Beauftragter der Regierung für die neuen Bundesländer
– Dr. Eberhard Grashoff, Ehrenvorsitzender des Schloß Trebnitz e.V., 1990-1993 Presseamtsleiter der brandenburgischen Staatskanzlei
– Gernot Schmidt, Landrat des Landkreises Märkisch-Oderland
– Darius Müller, Leiter des Bildungs- und Begegnungszentrum Schloß Trebnitz

Moderation
Dr. Martina Weyrauch, Leiterin der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung

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26. Mai 2016, 19 Uhr
Atemlos. Erlebnisse eines Brandenburger Mediziners.
Buchpräsentation und Gespräch mit Karl-Ludwig von Klitzing

„Wir brauchen eine vollkommene Demokratisierung, Reisefreiheit, Rede- und Pressefreiheit, Chancengleichheit, Perspektiven für jeden Einzelnen, ein besseres Bildungssystem.“ Diesen Satz, auf den Treppenstufen zum Brunnenplatz in Frankfurt (Oder) eingelassen, sprach Dr. Karl-Ludwig von Klitzing am 1. November 1989 bei der ersten Demonstration von 35.000 Frankfurterinnen und Frankfurtern. Mutige Worte eines engagierten Arztes, der die Diagnose stellte: „Meine Heimat ist krank“ – und der mit Gleichgesinnten 1989 das Neue Forum Frankfurt (Oder) gründete.
Fünfundzwanzig Jahre später veröffentlichte Karl-Ludwig von Klitzing in seinem Buch „Atemlos“ eine Vielzahl von Geschichten und Anekdoten aus mehreren Jahrzehnten Berufsalltag als Mediziner und Lungenspezialist in Frankfurt (Oder). Die Portraits einzelner Patienten legen dabei einen ungewohnten und persönlichen Blick auf Menschen und ihre Schicksale im Oderland frei.

Referent:
Dr. Karl-Ludwig von Klitzing

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2. Juli 2016, 19 Uhr
Jenseits des Wachstums
Ausgangsbedingungen und Entwicklungen in eine nachhaltige Zukunft in Polen und Deutschland

„Wachstum schafft Wohlstand, heißt das Credo der Politik. Tatsächlich aber machen die in der heutigen Wirtschaft herrschenden Regeln von Konkurrenz und Geldfixierung tendenziell unglücklich. Was dagegen Lebenszufriedenheit schafft sind ganz andere Kriterien, wie die internationale Glücksforschung eindeutig belegt: Stabile Beziehungen, interessante Tätigkeiten und Selbstentfaltung sowie Kooperation und Mitbestimmung.“ In ihrem Buch „Glücksökonomie“ beschreiben die Autorinnen Annette Jensen und Ute Scheub die Entwicklung alternativer und nachhaltiger Wirtschaftsmodelle in Deutschland. Agnieszka Rochon, 2001-2010 Leiterin der Böll-Stiftung in Warschau, gibt Einblicke in die aktuelle Entwicklung in Polen. Die Veranstaltung ist der Auftakt für eine fünftägige Radtour durch Brandenburg und Westpommern zu Orten und Initiativen alternativen Wirtschaftens.

Referentinnen:
– Annette Jensen und Ute Scheub, Autorinnen des Buchs „Glücksökonomie“
– Agnieszka Rochon, Heinrich-Böll-Stiftung

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11. September 2016, 19 Uhr
Die Kollwitz und ihre Kinder
Zur DDR-Vergangenheit des Denkmals in Berlin-Prenzlauer Berg

Seit 1960 steht das von Gustav Seitz geschaffene Käthe-Kollwitzdenkmal auf dem gleichnamigen Platz im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg. Die Plastik war von Beginn an Teil des Platzes und Ort der Begegnung, wie Christa Mühl in ihrem 1971 im DDR-Fernsehen gezeigten Dokumentarfilm „Die Kollwitz und ihre Kinder“ im Bild festhält. Anlass war ein überraschender Antwortbrief von Gustav Seitz an die Filmemacherin.
Christa Mühl hatte Ende der 1960er Jahre an Seitz geschrieben, dass sie in der Nähe des Kollwitz-Platzes wohnt und es ihr gefällt, wenn sie auf dem Denkmal Kinder spielen sieht. Seitz, der damals in Hamburg lebte, schrieb zurück, dass ihn das freue: „Ich habe den Sockel extra breit und niedrig gehalten mit der Absicht, dass Kinder drauf spielen und rumkraxeln können.“ Der Brief war lange von Hamburg durchs geteilte Deutschland unterwegs und als er in Ost-Berlin ankam, war Gustav Seitz bereits gestorben. Seine Antwort, seine Intention eines Denkmals, das mehr als ein Gedenk- und Schweigeort sein sollte, hat Christa Mühl bewogen, einen Film dazu zu drehen.
Der Film „Die Kollwitz und ihre Kinder löste u.a. in Berliner Zeitungen eine Diskussion über den „Gebrauchswert“ von Kunst aus.

Anlässlich des 110. Jahrestags der Geburt von Gustav Seitz widmen wir das vierte Trebnitzer Schlossgespräch 2016 dem großen Bildhauer. Bereits seit dem letzten Jahr lädt in Trebnitz das Gustav-Seitz-Zentrum mit einer öffentlichen Ausstellung zur Besichtigung mehrerer Seitz-Plastiken ein. Für 2018 ist die Eröffnung eines Seitz-Museums im ehemaligen Waschhaus geplant. Eine kleinere Version des bekannten Berliner Kollwitzdenkmals steht seit Kurzem vor der Remise auf dem Gutsgelände in Trebnitz.

Filmvorführung mit anschließendem Gespräch
Gesprächsgast: Christa Mühl, Regisseurin

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28. Oktober 2016, 19 Uhr
Die geopolitische Lage Polens
Zwischen der EU und Russland

Piotr Buras, der langjährige Korrespondent der “Gazeta Wyborcza” in Deutschland skizziert die Entwicklung der polnischen Außenpolitik von einem Musterneuling der EU zu einem sich selbst des Einflusses beraubenden Randstaat der Gemeinschaft. Die Verweigerung der Euro-Einführung, die wirtschaftliche wie militärisch-politische Fixierung auf die USA, die schwache Rolle in der Ukraine-Frage sowie die Position Polens in der Flüchtlingskrise sind nur einige Beispiele wie das Land an europäischer Bedeutung und Mitgestaltungskraft verliert. Die aktuelle Situation und mögliche Szenarien für die Zukunft sollen bei dem Gespräch thematisiert werden.

Referent:
Piotr Buras, Leiter des European Council on Foreign Relations Büro Warschau

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19. Oktober 2016, 19 Uhr
Taktische Freundschaft?
Die Ambivalenz deutsch-polnischer Diplomatie in den 1930er Jahren

Mitte der 1930er Jahre war Adolf Hitlers Außenpolitik geprägt von einer Polenfreundlichkeit, die in seinen eigenen Parteireihen kritisiert wurde. Zwischen dem Pilsudskiregime in Warschau und der NS-Führung in Berlin waren die Beziehungen seit dem Nichtangriffspakt vom Januar 1934 offiziell ausgesprochen gut.
Der deutsche Nichtangriffspakt wurde jedoch von Hitler am 28. April 1939 aufgekündigt. Diesem folgte die Unterzeichnung des ›Hitler-Stalin-Pakts‹ am 23. August mit der Sowjetunion, welcher in einem geheimen Zusatzprotokoll die Aufteilung Polens zwischen beiden Staaten vorsah. Mit dem Überfall der Wehrmacht auf Polen am 1. September begann der Zweite Weltkrieg.

Die Hintergründe dieser überraschenden Kehrtwende in den deutsch-polnischen Beziehungen, die den Zweiten Weltkrieg auslöst, ist Thema des Schlossgesprächs mit Robert Traba vom Zentrum für historische Studien der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Berlin und dem Militärhistoriker Rolf-Dieter Müller.

Referenten:
– Prof. Dr. Robert Traba
– Prof. Dr. Rolf-Dieter Müller

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17. November 2016
Interplast.
Freiwilliger medizinischer Einsatz in Krisengebieten

Ein- bis zweimal im Jahr packt der in Ortwig lebende Dr. Peter Schindelhauer sein Arztbesteck zusammen, um Kindern in den ärmsten Regionen der Welt zu helfen. Er ist Spezialist für Gaumen-Lippen-Spalten. Eine schlimme Kinderkrankheit, die in Europa mittlerweile gut behandelt werden kann, in Entwicklungsländern jedoch oft nicht einmal im Ansatz geheilt werden kann. In Deutschland sammelt Schindelhauer als Mitglied von Interplast Germany Geld für die Organisation. Die bezahlt die Flüge, notwendige Medikamente und Gerätschaften. Dr. Peter Schindelhauer war in vielen Ländern, operierte in Nepal, Afghanistan, in Ruanda, Vietnam und wiederholt im Jemen. Beim Schloß-Gespräch wird er von seiner Motivation, seinen Erfahrungen und Erfolgen berichten.

Referent: Dr. Peter Schindelhauer

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06. Dezember 2016, 19 Uhr
Brandenbuch. Ein Land in Stichworten
Buchpräsentation und Gespräch mit Uwe Rada

Charakterköpfe und Überlebenskünstler, Gurken und Kohle, Alleen und natürlich auch der Waldmops – das alles und noch viel mehr gehört zu Brandenburg. 25 Jahre nach der Gründung des Bundeslandes ist es da: DAS Buch über Brandenburg. Das BRANDENBUCH, herausgegeben von der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung und der Staatskanzlei.
Journalisten, Wissenschaftler, Politik- und Verwaltungsexperten und andere Brandenburg-Kenner beschreiben in mehr als 60 Texten die Geschichte des Landes und die Eigenheiten seiner Bewohner – häufig mit einem Augenzwinkern, aber immer mit Kenntnis und Liebe zum Land.
Mehrere Beiträge im Buch behandeln die brandenburgisch-polnische Nachbarschaft. Darunter sind beispielsweise die Texte „Zapraszamy. Die neuen Polen der Uckermark“ und „Selbstbedienung? Die offene Grenze und ihre Gegner“.

Referenten:
– Uwe Rada, Journalist
– Nancy Waldmann, Journalistin